„Du musst auch mal Grenzen setzen…“

Wir Trainer und Hundehalter, die wir aversive Methoden (positive Strafe) ablehnen, hören diesen Satz öfter mal. Dabei schwingt immer mit, man würde einem Hund keine Grenzen setzen, wenn man ihn nicht auch mal straft. Warum ist das teilweise so verankert und ein festgefahrener Glaube?

Boss

Klaus Hurrelmann (Pädagoge) sagt zum Thema „Grenzen“ Folgendes:

„Grenzen sind wie Leitplanken im Straßenverkehr. Sie geben die Richtung an. […] Sie geben Stabilität, sie setzen eine Struktur. […] Grenzen setzen, Vereinbarungen treffen, Regeln festlegen, Normen setzen, das ist das Kerngeschäft von Pädagogik, von Sozialisation“

Meint derjenige, der mir sagt, ich müsse bei meinem Hund auch mal Grenzen setzen, eben dieses? Ich muss ihm Stabilität und Sicherheit geben? Oder meint er gar etwas völlig anderes? Wenn man positiv und fair mit dem Hund umgeht, impliziert dieser Satz doch auch, dass ich eben keine Grenzen setze, ihn „Laissez fair“ behandele und er tun und lassen kann, was er will. Und er somit weder eine klare Linie in seinem Leben erfährt noch Sicherheit und Stabilität.

Eine Grenze kann auch physikalisch sein. Freilebende Tiere beanspruchen ein Territorium für sich und verteidigen es gegen andere Gruppen. Das tun Löwen, Tiger, Affen, Wölfe und auch Wildhunde. Sie „setzen Grenzen“ gegen rudelfremde Gruppen. Diese Grenzen werden auf unterschiedlichste Weise markiert, zumeist olfaktorisch durch Duftmarken (Urin und Kot).

Mal übertragen auf unsere Haushunde, mit denen wir einen Verband (eine Gruppe) bilden, hieße das, ich müsste MIT MEINEM HUND GEMEINSAM eine Grenze setzen und sie MIT IHM gegen andere verteidigen. Setze ICH IHM eine physikalische Grenze (verwehre ihm den Zutritt zu einem Territorium, das ich nur für mich beanspruche), schließe ich ihn quasi aus der gemeinsamen Gruppe aus und benehme mich wie ein Konkurrent. Das ergibt im sozialen Gefüge (zumindest für meinen Hund) überhaupt keinen Sinn.

Möchte ich aus praktischen Gründen eine physikalische Grenze setzen, kann ich das meinem Hund völlig ohne positive Strafe beibringen. Wenn ich in der Küche arbeite, möchte ich meinen Hund nicht zwischen meinen Füßen haben. Das dient seinem eigenen Schutz. Es können Dinge herunterfallen, Fett kann spritzen oder heißes Wasser könnte ihn verbrühen, wenn ich über ihn stolpere. Dazu kann ich ihm ein Signal beibringen (beispielsweise ein „Raus“) und ihn aus der Küche herausführen. Vor der Tür zeige ich ihm einen Platz, an dem er verweilen kann, während ich koche. Das belege ich positiv und belohne ihn, wenn er dort entspannt. So sieht er das „Raus“ nicht als Ausschluss oder gar Strafe, sondern als ein erlerntes Ritual, das sich für ihn lohnt.

Und physikalische Grenzen setzen wir unseren Hunden doch alleine schon damit, dass wir sie bei uns leben lassen. Jeden Tag, 24 Stunden lang. Wir bestimmen, wann sie durch ihr Revier streifen dürfen, indem wir festlegen, wann es hinaus geht und auch für wie lange. Wir leinen unsere Hunde an (eine sehr „harte“ physikalische Eingrenzung) und verlangen auch noch Leinenführigkeit von ihnen.

Der Vorwurf, man würde auch im sozialen, psychischen Bereich keinerlei Grenzen setzen, ist ebenso wenig haltbar. Ein fairer und netter Umgang schließt das Setzen von Grenzen nicht aus. Wir sorgen dafür, dass unser Hund niemanden anspringt, wir trainieren daran, dass er nicht jagen geht, dass er nicht bellt, wenn es klingelt und dass er im Freilauf auf Zuruf zurückkommt. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen…

Wenn ich für das Setzen einer Grenze zum Mittel der positiven Strafe greifen muss, habe ich schlicht versäumt, das erwünschte Verhalten rechtzeitig einzufangen und zu bestätigen. Grenzen setzen funktioniert auch prima mit positiver Bestärkung, mit Lob und Zuspruch und vor allem mit Respekt vor dem Tier, das da vor mir steht.

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogparade 2018 zur Aktion „Tausche TV-Trainer-Ticket gegen Training“ der Initiative für gewaltfreies Hundetraining. Seit 2014 tauschen über 200 TrainerInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gebrauchte TV-Trainer-Tickets für ein halbes Jahr nach der Veranstaltung gegen eine Gratis-Trainingsstunde.

 

Liebe Grüße

BETTY

http://www.betty.one

4 Gedanken zu “„Du musst auch mal Grenzen setzen…“

  1. Millbreak 16. Dezember 2018 / 16:51

    Selten einen solchen Schwachsinn gelesen.. :-(((

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  2. bettyshundeabc 18. Dezember 2018 / 17:27

    Danke für Dein Feedback. Leider ist es nicht sehr konstruktiv, wenig konkret und etwas unsachlich, sodass ich darauf nicht weiter eingehen kann.

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